Der Alltag in einem Hospiz ist geprägt von Fürsorge, Nähe und dem Bemühen, schwerkranken Menschen die letzte Lebensphase so angenehm wie möglich zu gestalten. Neben pflegerischer Versorgung gibt es viele Wege, um Wohlbefinden zu fördern – einer davon ist die Anwendung ätherischer Öle. Sie wirken auf Körper und Seele und über die Haut oder die Einatmung. Maike Mertel hat eine Ausbildung zur Expertin in palliativer Aromapflege, und sie und ihre Kollegin Andrea Düker sind bei uns im stationären Hospiz in Gütersloh die Fachfrauen für das Thema. Aus ihren vielfältigen Erfahrungen haben sie nun eine Broschüre mit wertvollem Anwendungswissen für Fachkräfte und Angehörige darüber zusammengestellt.
Sanfte Berührung, vertraute Düfte
„Wir begegnen schwerkranken Menschen mit all ihren Erfahrungen, nachdem sie häufig bereits einen langen Weg durch Therapien, Krankenhausaufenthalte und Rehamaßnahmen gegangen sind. Oftmals leiden sie unter Schmerzen, Luftnot, Übelkeit und existenziellen Ängsten“, erzählt Maike Mertel. „Die Verwendung ätherischer Öle hilft uns dabei, beruhigend, angstlösend und auch symptomlindernd pflegen zu können Wenn wir von ‚Pflege‘ im Zusammenhang mit Ölen und Düften sprechen, meinen wir in diesem Kontext weit mehr als nur die äußere Reinigung der Haut. Es geht um eine Kommunikation ohne Worte, eine Nähe, die auf gegenseitigem Einverständnis und Vertrauen basiert.“
So kann zum Beispiel Mandarinen- oder Lavendelöl spürbar beruhigen, wenn jemand unter Unruhe oder Angst leidet. Neroli hilft bei Ängsten. In der Sterbephase wird bei uns zum Beispiel manchmal eine sanfte, niedrig dosierte Mischung aus Neroli und Rose verwendet. Ein Öl mit Orangenduft kann schmerzstillend wirken und Geborgenheit spenden.
Ätherische Öle werden im Hospiz auf vielfältige Weise eingesetzt: als sanfte Einreibungen, in der Mundpflege, als Raumbeduftung oder als Waschungen. Sie können die Atmung erleichtern, wundheilend sein oder psychisch ausgleichen. Besonders in Momenten, in denen Worte nicht mehr ausreichen, kann ein vertrauter Duft Trost spenden.
Erfahrungen, die weitergegeben werden
Die positiven Reaktionen von Gästen und Angehörigen haben Maike Mertel und ihre Kollegin Andrea Dücker dazu inspiriert, ihr Wissen in einer Broschüre festzuhalten. „Wir wurden immer wieder gefragt, welche Öle helfen könnten, wie man sie richtig anwendet – nicht nur von Kolleginnen und Kollegen, sondern auch von Angehörigen“, sagt Andrea Düker. „Viele möchten auch zu Hause etwas tun, um ihre Liebsten zu unterstützen.“
In der Broschüre „Wohlbefinden mit ätherischen Ölen in der palliativen Pflege“ werden die wichtigsten Anwendungen praxisnah erklärt: von beruhigenden Mischungen für eine erholsame Nacht bis hin zu Einreibungen bei Atemnot oder Juckreiz. Auch einfache Rezepte für Mundpflege oder Raumdüfte sind enthalten – viele davon lassen sich mit wenigen Mitteln direkt umsetzen.
Düfte, die verbinden
Für Angehörige kann der Einsatz von ätherischen Ölen zudem eine Möglichkeit sein, Nähe zu schenken und trotz der Krankheit aktiv etwas Gutes zu tun. „Es ist auch eine schöne Möglichkeit, mit Liebe und Achtsamkeit da zu sein.“
Die Broschüre kann gegen eine Schutzgebühr von 1 Euro in der Druckversion bestellt werden (unter 05241 – 708 90 22). Die Downloadversion gibt es gratis hier. Das Heft bietet sowohl Fachkräften als auch Angehörigen wertvolle Impulse für die Begleitung schwerkranker Menschen. Denn oft sind es gerade die sanften Berührungen, die vertrauten Düfte, die das Leben am Lebensende ein Stück leichter machen.