Vorstand Hospiz- und Palliativ-Verein Gütersloh e.V. 2021

v.l.n.r.: Karin Lingnau, Arnold Bergmann, Birgit Meier-Anwey, Johannes Kürpick, Martina Brinkschneider

Im dreißigsten Jahr seines Bestehens fanden im Hospiz- und Palliativ-Verein Gütersloh turnusgemäß die Wahlen für den Vorstand statt – und das mit einer Premiere: aufgrund der Corona-Situation wurde in einer Online-Veranstaltung abgestimmt. Der frischgewählte Vorstand verbindet Konstanz mit Neuerung. Mit Arnold Bergmann als erstem Vorsitzenden und Karin Lingnau als Beisitzerin wurden langjährige Vorstandsmitglieder erneut bestätigt. Die Plätze von Dr. Herbert Kaiser, Eckardt Wißmann und Bernhard Plaßmann, die zum Teil über Jahrzehnte als Vorstandsmitglieder den Verein getragen, geprägt und entwickelt haben und sich nun zurückziehen möchten, nehmen neue Vorstandsmitglieder ein: Birgit Meier-Anwey und Johannes Kürpick als Stellvertreter des 1. Vorsitzenden und Martina Brinkschneider als weitere Beisitzerin.

„Das ehrenamtliche Engagement entspringt einer tiefen Überzeugung“

„Sie alle – vorherige sowie die neuen Vorstandsmitglieder – eint das Ziel, den von uns begleiteten Menschen ein Leben und Sterben in Würde zu ermöglichen“, so Arnold Bergmann. Die ganz unterschiedlichen Profile, die die neuen Vorstandsmitglieder zur Erreichung des gemeinsamen Ziels mitbringen, sieht der erste Vorsitzende als großes Potential, um den Verein bestmöglich zu unterstützen. Er ist überzeugt: „Das ehrenamtliche Engagement entspringt einer tiefen Überzeugung.“
Das bestätigt Johannes Kürpick, der bereits seit einiger Zeit ehrenamtlich Sterbende begleitet. „Als die Frage nach Kandidaten für den Vorstand kam, wusste ich, dass ich den Hospizverein auch noch auf anderer Ebene unterstützen möchte. Ich habe nicht lange gezögert und mein Engagement angeboten. Ich möchte die erfolgreiche Arbeit meiner Vorgänger fortsetzen und mir dazu zunächst einmal in Ruhe anschauen, wie wir uns entwickeln können.“
Auch seine Vorstandskollegin Birgit Meier-Anwey freut sich darauf, sich für den Verein zu engagieren – mit einem klaren Blick aus ganz neuen Perspektiven, unter anderem aus ihrem Beruf als Steuerberaterin für Vereinsrecht. „Ich bin ganz offen dafür, meinen Beitrag zu leisten, in der Form, wie er gebraucht wird“, so Birgit Meier-Anwey. Sie fühlt sich der Hospizbewegung schon lange verbunden. „Durch die Freundschaft mit einem der Gründer, Professor Claus Gropp, habe ich die Entwicklung des Vereins von Anfang an immer ein bisschen mitbekommen. Auch privat hat mich das Thema immer wieder begleitet und beschäftigt. Als ich dann gefragt wurde, ob ich mitarbeiten würde, ist die Idee dann endgültig gereift.“
Die neue Beisitzerin Martina Brinkschneider verfolgt seit über zehn Jahren die Arbeit des Vereins, da sie in dieser Zeit mehrfach direkt und indirekt mit den Themen schwere Krankheit und Tod in Kontakt gekommen sei: „Mir ist es wichtig, den Grundgedanken der Hospizbewegung weiterzutragen. Ich wünsche mir, dass über Krankheit und Tod genau so offen gesprochen werden kann wie über die Geburt eines Kindes.“ Auch die Belange der Pflegenden im stationären Bereich liegen ihr, die selber in einem medizinischen Beruf arbeitet, am Herzen.

Eine Basis für das Wirken des Vereins

Bereits seit 1999 engagiert sich Beisitzerin Karin Lingnau ehrenamtlich im Hospiz- und Palliativ-Verein, seit 7 Jahren auch im erweiterten Vorstand. Gute Bedingungen, die Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden schaffen, sind ihr wichtig als langfristige Basis für das Wirken des Vereins zum Wohl der begleiteten Menschen und ihrer Angehörigen. Im Vorstand setzt sich Karin Lingnau auch besonders für die Belange der Ehrenamtlichen ein, denn sie ist überzeugt von der Tragfähigkeit der Säule Ehrenamt: „Nach meiner Erfahrung ist das ehrenamtliche Engagement unersetzlich, wenn es darum geht, ganz ohne Zeitdruck mit viel Einfühlungsvermögen da zu sein.“ Sie ergänzt: „Auch, um den Hospizgedanken in die Öffentlichkeit zu tragen und unseren Bedarf an Spenden zu vermitteln, sind die Ehrenamtlichen wichtige Botschafter. Da unser Verein spendenbasiert arbeitet, ist das auch ein wichtiger Rückhalt zur Existenzsicherung.“

„Wenn die Hospizbewegung in Zukunft weiter eine Rolle spielen soll, dann muss sie zurück zu den Anfängen“

Zur Existenzsicherung und Zukunft der Hospizarbeit appelliert Dr. Herbert Kaiser an den Anfängergeist dieser Bewegung, mit der er und seine Mitstreiter vor drei Jahrzehnten antraten, um sich für Interessen von Menschen am Lebensende einzusetzen. Seit Gründung des Hospiz- und Palliativ-Vereins Gütersloh hat er sich für dessen Bestehen und Entwicklung engagiert. er bleibt weiterhin präsent als Palliativmediziner und in der vereinseigenen Akademie, doch im Vorstand reicht Herbert Kaiser den Staffelstab der Hospizbewegung nun weiter: „Nach 30 Jahren Hospizarbeit in Gütersloh haben wir viel erreicht: Der ehrenamtliche Hospizdienst und das stationäre Hospiz haben ihren Platz in der Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen gefunden. Auch zahlreiche Informations-, Beratungs- und Fortbildungsangebote können wir regelmäßig anbieten.
Trotzdem dürfen wir uns auf dem Erreichten nicht ausruhen. Immer mehr professionelle Angebote stellen die ehrenamtliche Begleitung in Frage, können sie aber aus meiner Sicht nicht ersetzen. Die Hospizbewegung ist als auch Protestbewegung gegen die Zustände in unserem Gesundheitssystem entstanden. Die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitssystems, die auch vor palliativen Strukturen nicht Halt macht, gefährdet mehr und mehr das Erreichte.
Wenn die Hospizbewegung in Zukunft weiter eine Rolle spielen soll, dann muss sie zurück zu den Anfängen. Sie muss lauter werden in ihrer Kritik an unmenschlichen Strukturen des Gesundheitssystems, die auch heute noch – trotz allem Schönreden von Seiten der Politik – eine würdevolle Versorgung von Menschen am Lebensende erschweren.

Wenn diese Menschen eine Lobby haben sollen, dann muss die ehrenamtliche Hospizarbeit diese Aufgabe übernehmen. Und da gibt es noch viel zu tun.“