Ist da ein Lächeln hinter der Maske? Meint jemand, was er sagt? Wie reagiert mein Gegenüber auf mich? Im Kontakt mit anderen Menschen wünschen wir uns eine Rückmeldung und ein Vergewissern. Auch über Worte hinaus versuchen wir unbewusst im Gesicht des anderen zu lesen, was er fühlt. Doch nun ist als Corona-Schutzmaßnahme ein großer Teil der Gesichter oft mit einem Mund-Nasen-Schutz verdeckt. Viele Menschen fühlen sich dadurch im Miteinander verunsichert. Was passiert hinter der Maske?

Mimik und Masken

Auch im Hospiz tragen wir Masken. Macht es etwas mit den Begegnungen hier, wenn Gesichter nicht wie sonst aussehen? Darüber haben wir nachgedacht. Und vielleicht können wir allen ein bisschen Mut machen, dass es viele Möglichkeiten gibt, trotzdem gut miteinander zu kommunizieren

Aufmerksamkeit und Haltung

In der Sterbebegleitung kommt es oft – ganz ohne Corona-Pandemie – vor, dass das, was wir als übliche Kommunikationswege auffassen, nicht mehr so gut funktioniert. Begleitung findet manchmal auch ohne Worte statt. Wir üben uns darin, durch Dasein, Haltung und aufmerksames Beobachten einen Zugang zueinander zu finden. Bereits im Hospizkurs nimmt das Thema Kommunikation einen großen Stellenwert im Lehrplan ein. Zum Beispiel lernen die Teilnehmenden, dass 93 Prozent der Kommunikation sowieso ohne Worte stattfindet.

„Man kann nicht nicht kommunizieren“

Mit diesem Grundsatz hat der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick verdeutlicht, dass Kommunikation nicht immer sprachlich ausgedrückt wird. Auch nichts zu sagen, kann eine Antwort sein. Oder unser Verhalten, unser Ausdruck über Körpersprache, Gestik und Mimik.
Letzteres wird in der Tat durch den Mund-Nasen-Schutz eingeschränkt. Aber so wie sich das Wasser eines Flusses sich bei Hindernissen neue Wege zum Fließen sucht, können wir auch mit Maske weiterhin Wege zu einer funktionierenden Kommunikation finden.

5 praktische Tipps für gute Verständigung trotz Maske

  1. Mit Worten fehlende Mimik ersetzen: Denken Sie im Gespräch manchmal daran, dass der andere ihren Gesichtsausdruck vielleicht schlechter deuten kann. Sagen Sie konkret und zusätzlich zur Information, die Sie überbringen, was eigentlich ihr Gesicht dabei ausgedrückt hätte: Ich freue mich darüber. Das macht mich traurig. Ich bin etwas ratlos. Fragen Sie ganz direkt nach, wenn Sie umgekehrt unsicher sind, welche Gefühle bei Ihrem Gegenüber mit dem Gesagten einhergehen.
  2. Achten Sie auf die Augen: Oft lässt sich im Blick des anderen viel ablesen. Ein echtes Lächeln lässt meist auch die Augen strahlen. Auch ob jemand Augenkontakt hält oder wegschaut, uns mit seinem Blick fixiert oder mit den Augen rollt, kann ein wichtiges Signal sein. Probieren Sie vielleicht einmal bei sich selbst vor dem Spiegel aus, ob und wie Ihre Augen Ihre Emotionen signalisieren.
  3. Fragen Sie nach: Wenn Sie sich unsicher sind, wie Ihr Gegenüber etwas gemeint hat oder ob Sie richtig verstanden wurden, sprechen Sie es an. Das ist in Zeiten eingeschränkter Mimik wichtiger denn je.
  4. Nehmen Sie das Gesamtbild wahr: Auch wenn ein kleiner Teil der Mimik hinter einer Maske verschwindet, so bleibt noch sehr viel erkennbare Körpersprache übrig. Lässt jemand die Schultern hängen oder sitzt sehr starr? Was sagen die Gesten der Hände? Der Kopf ist geneigt? Unbewusst senden und empfangen wir über die Körpersprache unzählige Signale.
  5. Ton und Stimme: 38 Prozent der Signale, die wir aussenden, werden über den Tonfall und die Stimme transportiert (und nur 7 Prozent über den Inhalt!). Dessen können wir uns bewusst sein, wenn wir durch die Maske zu jemandem sprechen.
    Schärfen wir unsere Sinne für die vielen Möglichkeiten und Ebenen, auf denen Kommunikation stattfindet, kann zumindest die Botschaft, die wir senden oder empfangen, unmaskiert ankommen.

Schärfen wir unsere Sinne für die vielen Möglichkeiten und Ebenen, auf denen Kommunikation stattfindet, kann zumindest die Botschaft, die wir senden oder empfangen, unmaskiert ankommen.