„Im Mittelpunkt stehen die Begegnungen mit Menschen – persönlich, ehrlich und ungefiltert“

Unser ehrenamtlicher Mitarbeiter Clemens ist von seinem Arbeitgeber gebeten worden, dort über sein Engagement bei uns im Hospiz- und Palliativ-Verein zu erzählen, ebenso sein Kollege Christian, der in seiner Freizeit für den Evangelischen Hospiz- und Palliativ-Verein Darmstadt e.V. tätig ist. Das Interview mit den beiden gibt spannende Einblicke zur ehrenamtlichen Mithilfe in der Hospizarbeit:

Warum ist gerade dieses Thema wichtig für Sie?

„Wir können das Sterben nicht abschaffen, aber wir können daran arbeiten, dass es würdevoll stattfindet“, sagt Christian. Ehrenamtliche in der Hospizarbeit verbringen Zeit mit schwerstkranken und sterbenden Menschen und deren Angehörigen. „Wir tragen dazu bei, dass sich diese Menschen in ihrer letzten Lebensphase nicht allein fühlen.“
Sterbende sollten nicht aus dem gesellschaftlichen Aufmerksamkeitsradar verschwinden. Das Ehrenamt – und das Erzählen von diesem Ehrenamt – trägt zur Enttabuisierung des Themas Tod und Sterben bei. Deshalb ist es über die konkrete Begleitung von Menschen hinaus bedeutsam.

Was gibt Ihnen das Ehrenamt zurück? Wie sind Sie zu Ihrem ehrenamtlichen Engagement gekommen?

Die ehrenamtliche Tätigkeit in der Hospizarbeit ist facettenreich. Sie umfasst gemeinsame Aktivitäten und Gespräche, aber auch das Schweigen und die Sitzwache. Es geht um Wichtiges und Unwichtiges, Aktuelles und Vergangenes, Freude und Trauer, Hoffnungen und Ängste. Manchmal geht es leichter zu, manchmal schwerer.

Dabei lässt das Ehrenamt zu, eigene Ideen und Initiativen umzusetzen und sich je nach Verfügbarkeit zeitlich flexibel einzubringen. „Mit meiner Frau Ulrike mache ich auch ab und zu Musik im stationären Hospiz – das kommt meistens sehr gut an. Andere backen Waffeln. Neben der ‚klassischen‘ ehrenamtlichen Sterbebegleitung gibt es noch viele andere Möglichkeiten, um sich in der Hospizarbeit zu engagieren“, sagt Clemens.
Die Wege, die zu diesem Ehrenamt führen, sind vielfältig. „Bei mir waren es die Erfahrungen mit dem Tod der eigenen Eltern, durch die ich auf die Hospizarbeit gekommen bin“, so Clemens. „Letztlich aber hatte jede und jeder von uns unterschiedliche persönliche Hintergründe und Motive, die zum Interesse an der Begleitung von schwerstkranken und sterbenden Menschen geführt haben.

Die Erfahrungen, die wir Ehrenamtlichen dann in der Praxis machen, ähneln sich häufig: Im Mittelpunkt stehen die Begegnungen mit Menschen, die meist sehr persönlich, ehrlich und ungefiltert sind. Und oft sind diese Begegnungen bereichernd und lehrreich für das eigene Leben.“

Was wünschen Sie sich für Ihr Ehrenamt?

Zwei Aspekte sind uns wichtig:
1. Andere können gerne mitmachen. Der erste Schritt ist die Qualifikation zum/zur Sterbebegleiter/in. Informationen dazu geben die Hospizvereine vor Ort. Normalerweise besteht der Grundkurs aus mehreren Abendveranstaltungen und Wochenendblöcken, bei denen die Themen „Tod“ und „Sterben“ aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet werden. „Allein den Besuch dieses Kurses fand ich extrem hilfreich für meinen eigenen Umgang mit dem Thema ‚Tod‘“, sagt Clemens. Ob man/frau nach der Qualifikation dann tatsächlich selbst Begleitungen übernehmen möchte, muss erst ganz am Ende entschieden werden. Alternativ kann man die Hospizbewegung auch niedrigschwellig unterstützen. Einfach mal informieren.
2. Die Angebote der Hospizvereine sollten bekannter werden. Für An- und Zugehörige ist es wertvoll zu wissen, dass Begleitung ohne große bürokratische Hürden (und ohne individuelle Kosten) möglich ist. Zudem bieten viele Hospizvereine neben der Sterbebegleitung auch Trauerbegleitung für Hinterbliebene an. Wer sich übrigens selbst auch für die Trauerbegleitung qualifizieren möchte, kann dazu weiterführende Kurse belegen. „Unser ehrenamtliches Engagement in der Hospizarbeit ist nicht nur eine Unterstützung für Betroffene und ihre Familien, sondern auch eine persönliche Bereicherung“, sagt Christian. „Es trägt dazu bei, dass Sterben ein Teil des Lebens bleibt.“
Wir danken Clemens und Christian sowie ihrem Arbeitgeber ganz herzlich für diesen Beitrag!