Kerzen, Kugeln, Sterne und Tannenzweige: Mit der Adventszeit ist auch im stationären Hospiz in der Hochstraße in Gütersloh eine festliche Atmosphäre eingekehrt. Wie in vielen Häusern bereitet man sich auch hier auf Weihnachten vor. Acht Gäste – Menschen mit schweren Erkrankungen am Ende ihres Lebenswegs – werden ihr Weihnachtsfest im Hospiz erleben in dem Wissen, dass es wahrscheinlich ihr letztes ist. Wie gestaltet man für diese Menschen und ihre Angehörigen den Heiligen Abend? Brigitte Gehle, Hospizleiterin im stationären Hospiz „Mit Herz und Hand“ in Gütersloh und ihr Team tun alles, um diese besondere Zeit so schön wie möglich zu gestalten.

Bratapfel und Punsch

„Wir haben eine richtige kleine Weihnachtstradition“, berichtet sie. „Diese beginnt damit, dass am 24. in den Nachmittagsstunden im Gemeinschaftsraum zwischen den Gästezimmern eine lange Tafel festlich gedeckt wird. Die Gäste und Angehörigen sind dann zu Bratäpfeln eingeladen.“

Es wird eine bunte Mischung an Menschen sein, die an der Weihnachtstafel zusammenkommt. Wer das Bett nicht verlassen kann, lässt oft die Zimmertür öffnen, um auch etwas dabei zu sein. Manchmal werden Weihnachtserinnerungen ausgetauscht, es wird gelacht und auch geweint. Das Hospiz-Team hat Texte ausgesucht, die vorgelesen werden. „Und ein Jahr wurde auch ganz pragmatisch diskutiert, ob man beim Bratapfel ganz durchsticht oder lieber den Boden stehen lässt und was die beliebteste Füllung ist“, erzählt eine der Hauswirtschafterinnen, in deren Küche die duftenden Äpfel und meist auch noch ein Weihnachtskuchen und ein Punsch nach eigenem Hospiz-Rezept vorbereitet werden. Sie erinnert sich, dass ab und zu auch Angehörige etwas zur Tafel beisteuern und so auch etwas von ihren ganz persönlichen Weihnachtsbräuchen mit ins Hospiz bringen.

Auch Musik darf nicht fehlen. Anna Bergemann, Musiktherapeutin im Hospiz, bringt schon mal ihre Familienmitglieder mit, um ein kleines Weihnachtsorchester spielen zu lassen. Gitarrenspieler Volker Pappert erfüllt Weihnachtsliederwünsche. Beim Singen entsteht Gemeinschaft, Erinnerungen werden lebendig. Manchmal fließen auch Tränen – denn auch der Gedanke an den bevorstehenden Abschied sitzt quasi mit am Tisch.

Freude und Wehmut

„Wir halten das mit aus, das gehört dazu“, sagt die Hospizleiterin. Und dennoch: „Der Heiligabend bei uns im Hospiz ist immer sehr lebendig und mitunter richtig fröhlich. Humor hat etwas Erleichterndes – deswegen kommt auch etwas Lustiges gut an, das Buch „Josef, es ist ein Mädchen“ ist inzwischen so ein Vorleseklassiker bei uns zu Weihnachten“, weiß Brigitte Gehle. Wenn sie gefragt wird, wie das denn so ist, Heiligabend im Hospiz, beschreibt sie es so: „Der Abschiedsschmerz verdichtet sich oft noch mehr an so einem emotionalen Festtag, für den Gast selbst als auch für seine Angehörigen. Es ist immer auch Wehmut mit dabei. Gleichzeitig erleben viele Menschen in dem Wissen um die nahe Endlichkeit den Heiligabend auch mit Dankbarkeit und ganz besonders intensiv. Es wird auch an diesem Tag bei uns im Haus gelacht und gelebt.“

Ein Geschenk für alle

Auch im Pflegeteam ist der Dienst zu Heiligabend etwas Besonderes. Pfleger Martin hat schon oft an diesem Feiertag gearbeitet – und wird es auch in diesem Jahr wirklich gern tun: „Wir versuchen, den Gästen und ihren Angehörigen mit einem liebevoll gestalteten Rahmen, Gesprächen und dem Beisammensein noch einmal ein gutes gemeinsames Weihnachten zu schenken. Wenn wir nach dem Dienst nach Hause gehen, nehmen die Kollegen und ich viele Eindrücke zum Nachdenken und Dankbarkeit mit. So ist es auch für uns ein Geschenk.“

Unser Weihnachtspunschrezept

1 Liter Johannisbeersaft
½ Liter Apfelsaft
1/3 Liter Orangensaft
1 Zimtstange
1 Beutel Glühweingewürz
2 – 3 Esslöffel Zucker nach Geschmack

Aufkochen und etwas ziehen lassen.
Heiß genießen.