Sterben und trauern Menschen mit geistiger Behinderung eigentlich anders? Was braucht es, um sie zu begleiten? In einer einwöchigen Fortbildung haben sich Mitarbeitende der Eingliederungshilfe und der Altenhilfe intensiv mit diesem Thema beschäftigt.

Im Kreisgebiet von Gütersloh leben mehrere Tausend Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen, viele davon in Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Auch hier zeigt sich der demografische Wandel. Der Altersdurchschnitt steigt – und damit auch die Sterberate. Zunehmend sind Einrichtungen daher mit Abschied und Verlust konfrontiert. Doch oft herrscht auch bei den Betreuenden Unsicherheit im Umgang mit diesen schweren Themen.

Palliative Care Eingleiderungshilfe

Die Fortbildung „Palliative Care für Mitarbeitende der Eingliederungshilfe“ setzte genau hier an: durch Wissen, praxisorientierte Hilfen und Raum für die eigene Auseinandersetzung wurden viele Hürden abgebaut und Sicherheit vermittelt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben gelernt, Bedürfnisse zu erkennen, erste lindernde Maßnahmen umzusetzen und Zugehörige im Abschiednehmen zu begleiten. Es ging um das Kennenlernen palliativer Versorgungsstrukturen, um sich vernetzen zu können. Auch Selbsterfahrung und das Erkennen eigener Grenzen war Thema. „Ich habe in der Beschäftigung mit dem Tod auch viel für mein eigenes Leben gelernt“, sagte eine Teilnehmerin. Die eigene Auseinandersetzung stärkt für Situationen, in denen man dann für andere da ist.

„Das Thema hat mich vorher sehr unsicher gemacht“, so eine Mitarbeiterin der Eingliederungshilfe. „Als ich nach dem Kurs an meinen Arbeitsplatz zurückkehrte und davon berichtete, war das weg. Die Kollegen waren total interessiert, zu hören, was ich gelernt habe. Und vor allem auch Bewohner: ein Mann, der meine Schilderungen gehört hatte, sagte zu mir, er habe nicht gewusst, dass man für das Lebensende so viel planen und bestimmen könne, und das wolle er nun machen. Ich habe dazu mit ihm das Gespräch aufgenommen, und er hat klare Vorstellungen für sich entwickelt. Es ist so wichtig, darüber zu sprechen, denn auf manche Dinge wäre ich so nicht gekommen. Zum Beispiel wünschte er sich, dass später mal sein Grab nicht gepflegt würde – er sei selbst sein Leben lang gepflegt worden, dann sei Schluss damit. Auch das ist Selbstbestimmung.“

Zum Abschluss der Kurswoche erhielten die Teilnehmenden feierlich ein Zertifikat. „Wir nehmen ganz viel für unsere Arbeit mit“, so viele Rückmeldungen. „Und wir als Veranstalter auch“, so die Leiterin der Hospiz- und Palliativ-Akademie Mareike Neumayer. „In dieser intensiven Woche schien immer wieder durch, mit wieviel Herzblut, Empathie und Engagement sich Menschen in der Eingliederungs- und Altenhilfe für „ihre Bewohner einsetzen, das war sehr beeindruckend.“