Der Hospiz- und Palliativ-Verein Gütersloh e.V. und seine hauseigene Hospiz- und Palliativ-Akademie wurden für ihre Bildungsreihe „Menschen mit geistiger Behinderung im Fokus von Hospizarbeit – ein Projekt zu Selbstbestimmung und Teilhabe bis zum Lebensende“ mit dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ausgezeichnet.

Alle Menschen sollen gleichberechtigt Zugang zu Hospiz- und Palliativversorgung haben – so der im Hospiz- und Palliativgesetz festgeschriebene hospizliche Ansatz. Menschen mit geistigen Behinderungen haben jedoch in der Praxis oft wenig Zugang zu hospizlichen Angeboten. Mit einer umfassenden Bildungsreihe zu Sterben, Tod und Trauer für diese Zielgruppe und alle, die sie begleiten, hat der Gütersloher Verein 2022 begonnen, die Möglichkeiten zur Teilhabe auch in Bezug auf ein selbstbestimmtes Lebensende zu verbessern.

DGP Preisverleihung

Im Bild links: Evelyn Dahlke und Mareike Neumayer vom Hospiz- und Palliativ-Verein Gütersloh e.V.

Diese Initiative wurde nun in einer Feierstunde im Rahmen der Mitgliedertage der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) in der Berliner Urania mit dem „Anerkennungs- und Förderpreis der DGP für ambulante Palliativversorgung“ mit dem 1. Platz ausgezeichnet: „Mit Ihrem Projekt ist es Ihnen in besonderem Maße gelungen, eine häufig vernachlässigte und vulnerable Zielgruppe in den Mittelpunkt zu stellen und diesen Menschen einen bedarfsgerechten Zugang zur Palliativ-Versorgung zu ermöglichen“, so die Jury über die Projektverantwortlichen und Preisträgerinnen aus dem Gütersloher Hospiz- und Palliativ-Verein, Evelyn Dahlke und Mareike Neumayer.

Herausforderungen aus der Praxis

Die Freude über die Auszeichnung des Vereins-Engagements ist groß. Koordinatorin Evelyn Dahlke berichtet, wie es zum Projekt kam: „Aus meiner vorhergehenden Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung gewann ich den Eindruck, dass diese in der Regel in Entscheidungen am Lebensende nicht aktiv eingebunden sind. Im Wohnstättenalltag waren oft weder Zugehörige noch Mitarbeiter:innen der Eingliederungshilfe noch die Bewohner selbst gut auf die Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer vorbereitet worden.“

DGP-Preis prämiertes Projekt "Weil es alle angeht"

Bildung als Schlüssel

Mareike Neumayer, Leiterin der Hospiz- und Palliativ-Akademie Gütersloh, führt fort: „Unser Ziel war es, alle im System Beteiligten zu sensibilisieren und zu befähigen. Ausgehend von der Überzeugung, dass hospizliche Arbeit die Zielgruppe ‚Menschen mit geistiger Behinderung‘ nur erreicht, wenn alle Beteiligten sich darauf vorbereiten, haben wir in 2022 eine Bildungsreihe begonnen. Wir haben gute, bekannte Schulungen aufgenommen und dort, wo es einen Mangel an geeigneten Konzepten gab, selbst welche entwickelt.“
Gerade die Neuentwicklung eines Kurses für Menschen mit geistiger Behinderung selbst sei ein großer Schritt zu wirklicher Inklusion, so Dahlke: „Die Gelegenheit zur Auseinandersetzung haben die ersten sechs Teilnehmerinnen offen und intensiv wahrgenommen. Das Kursformat, das ohne die Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern nicht umsetzbar gewesen wäre und tolle Rückmeldungen hatte, war ein Gewinn für alle.“

Fortsetzung und Erweiterung wird möglich

Finanziell unterstützt wurde die Bildungsreihe in 2022 von der Volksbank Stiftung Bielefeld – Gütersloh. Mit dem Preisgeld der DGP wird nun eine Fortführung und Ausweitung des Projektes gesichert – Dahlke und Neumayer haben bereits zahlreiche Pläne für die Weiterführung und möchten gern Formate und Erfahrungen mit anderen Hospizinitiativen teilen.

Mitteilung der DGP zur Preisverleihung: hier